Wasserstoff als Retter – mein Kommentar im Rocketeer Magazin

Ich wurde vom deutschen Innovationsmagazin “Rocketeer” gebeten, mich zu den Anwendungsfällen von Wasserstoff als Teil unserer notwendigen Energiewende zu äußern. Unter der Überschrift ‘Grüner Wasserstoff – Viel Hype um nichts?’ ging es darum herauszufinden, ob sich Wasserstoff als Heilsbringer für die Energiewende überhaupt eignet. Als Ersatz von fossilen Kraftstoffen hat Wasserstoff das Potential hunderttausende Tonnen CO2 einzusparen. Doch wie realistisch ist dessen Marktdurchdringung in Deutschland und für welche Fahrzeuge kommt das überhaupt in Frage?

Für private Pkw kommt Wasserstoff nicht in Frage – Punkt.

Klar ist: Künftig könnte Wasserstoff – zumindest theoretisch – unsere Autos und Lastwagen antreiben, Flugzeuge ohne fossile Brennstoffe fliegen lassen, Strom erzeugen und unsere Wohnungen heizen. Allerdings gibt es Zweifel, inwieweit wir Wasserstoff wirklich in unsere täglichen Mobilitätsgewohnheiten integrieren können. Denn, so meine Aussage im Magazin Rocketeer: “der große Nachteil des Wasserstoffantriebes ist, dass er einen, im Vergleich zum reinen E-Antrieb, extrem schlechten Wirkungsgrad hat. Mit seinen 22 Prozent (‘from well to wheel’) braucht man deutlich zu viel Wasserstoff für den Betrieb eines Pkw – zum Vergleich: ein Elektroantrieb im Auto hat eine Effizienz von 70 Prozent.

Alleine für die Betankung der privaten Pkw bräuchten wir folglich unzählig viele Wasserstofftankstellen in ganz Europa – ein kostenmäßig sinnloses und nicht finanzierbares Unterfangen. Zumal wir derzeit mit dem Hochlauf der Ladeinfrastruktur für die E-Mobilität ohnehin genug vor der Brust haben.

Es lohnt sich einfach nicht, diese H2-Tankstellen für die wenigen privaten Wasserstoff-Pkw aufzubauen. Bei Lkw, Schiffen oder Flugzeugen sieht das anders aus. Die Stadt Oslo in Norwegen macht uns das ja erfolgreich vor. Hier werden die ersten Tests von Flugzeugen für die inner-norwegischen Flüge durchgeführt. In 2-3 Jahren möchte man die acht norwegischen Flughäfen miteinander mit Hilfe kleiner H2-Flugzeuge verbinden und somit nachhaltig in Norwegen fliegen.

Kopenhagen setzt jetzt auf H2 in Pkw – ein wenig überraschend. Doch hier ist der Anwendungsfall klar: Im dänischen Kopenhagen werden 100 weitere Brennstoffzellenautos als Taxi eingesetzt. Toyota und der Fahrdienstleister DRIVR bauen diese Wasserstoff Taxiflotte aus, allerdings eben als Flotte und ausschließlich an einem Standort. Hier findet also die Betankung auch an einem Standort statt, die Dänen nutzen dafür grünen Wasserstoff aus lokaler Windenergie.

Bildrechte: Michael Brecht – Wasserstoff Taxi in Paris bei der Verhüllung des Arc de Triomphe

Wasserstoff Taxis habe ich während der Verhüllung des Arc de Triomphe auch in Paris gesehen. Dennoch sind die geplant 3.000 Toyota Mirai, die als Wasserstoff-Pkw weltweit jährlich insgesamt neu auf die Straßen kommen sollen, nur ein minimaler Anteil an den zugelassenen Neufahrzeugen. Klingt für mich mehr nach einem Marketingzug, als relevanter Wachstumschance.

Mehr dazu auf MOTION Magazine

Mehr zu meinen Aussagen und eine weitergehende Einführung zum Thema Wasserstoff – wo ergibt es Sinn – haben wir zum Thema ‘Hydrogen – Saviour of our Energy Transition?‘ auf dem MOTION Magazine zusammengestellt.

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